Sieg
Sieg! In eine menschliche Pose geworfen bedeutet das oft eine nach oben gestreckte Faust. Im Gesicht ist noch die Spannung des Kampfes sichtbar. Der Kopf ist emporgereckt, die Muskeln sind zur Fratze verzerrt, die Zähne gefletscht und die Augen weit aufgerissen. Ein dumpfer Schrei durchdringt die Luft. Der Atem wird aus dem Körper gepresst, die Pose sinkt zusammen und kommt zur Ruhe.
So vertraut ist diese menschliche Geste, von der wir hier nur die Umrisse des Torsos, des Kopfes und der emporgereckten Hand erkennen. Alles andere, vor allem die Emotion, wird von unserem Kopf ergänzt.
Die Skulptur ist aus harter Esche geformt. Die polierte Oberfläche unterstreicht die Qualität des Holzes. Die natürliche Maserung lässt an die gespannten Fasern der menschlichen Muskulatur denken. Die reduzierte Pose zeigt aber noch ein anderes Sinnbild für den Sieg. Das „V“ für Victory. Wie zufällig folgt der Buchstabe der Geste. Und auch die Darstellung der römischen Siegesgöttin Victoria zeigt die gleiche emporgestreckte Hand.
So schließt sich der Kreis zwischen phallischer Manneskraft und weiblicher Siegespose vereint in einer Figur ohne Geschlecht.