
Neugierig
Ein Auge, das aufmerksam in die Ferne blickt. Es nimmt alle Bewegungen wahr, es ist konzentriert, es beobachtet die gesamte Umgebung. Es dreht sich in alle Himmelsrichtungen und blickt auf den Stephansplatz hinunter.
Die Herausforderung für den Künstler lag darin, die natürliche Struktur des Holzes so in neue Bahnen zu lenken, dass das Objekt einem Sinnesorgan gleich zu neuem Leben erwacht. Die Skulptur ragt senkrecht nach oben und wurde aus einem massiven Stück Kantholz aus Esche gefertigt. Der Körper ist roh, aber regelmäßig geschnitzt. Daraus ragt ein Stück, welches von der vertikalen in die horizontale Achse gebogen ist. Dadurch verändert sich die Dynamik, die Form geht nun in die Breite und Ferne. Unterstützt wird dieser Eindruck durch eine völlig konträre Oberflächenbeschaffenheit. Der gerundete Teil ist nunmehr sorgfältig poliert und mit Schellack behandelt. Dadurch bekommt er nicht nur die Gestalt, sondern auch die feucht glänzende Oberfläche eines Auges. Den Körper würde man berühren, nicht aber so ein fragiles und intimes Sinnesorgan wie das Auge. Das Auge ist in Spannung, es beobachtet nicht träge. Das Auge ist wachsam und von Neugier erfüllt.